Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen

Reihe A: Darstellungen

Clara Zetkin Band 25

Tânia Puschnerat
Clara Zetkin
Bürgerlichkeit und Marxismus

460 Seiten
Preis: 29,90 €

ISBN: 3-89861-200-7

Essen: Klartext Verlag 2003


Das lange und wechselhafte politische Leben der Sozialdemokratin und späteren Kommunistin Clara Zetkin (1857– 1933) eignete sich von jeher für politische Instrumentalisierungen: Als Initiatorin des Internationalen Frauentages wird sie bis heute für eine feministische Traditionslinie reklamiert, nach 1989 galt sie manchen als Vertreterin eines „demokratischen Kommunismus“, anderen alsmutige Gegnerin des Faschismus. In der ehemaligen DDR als Lenin- Verehrerin, treue Freundin der Sowjetunion und kommunistische Pädagogin mythologisiert, wurde Zetkin im wiedervereinigten Deutschland Mitte der neunziger Jahre als Gegnerin der parlamentarischen Demokratie und Wegbereiterin einer totalitären Diktatur entthront.

Die vorliegende Zetkin-Biographie will sich politischer Indienstnahme entziehen. Auf Grundlage des bislang umfangreichsten archivalischen Materials, erhoben aus den Zetkin-Nachlässen u.a. im ehemaligen SED-Parteiarchiv und im Komintern-Archiv in Moskau, wird Zetkins privates und politisches Leben lückenlos rekonstruiert. Zugleich versteht sich diese Lebensbeschreibung als mentalitätsgeschichtliche Fallstudie zum Thema „Bürgerlichkeit und Marxismus“: Am Beispiel der aus bürgerlichem Milieu stammenden Sozialistin und Kommunistin soll der Einfluss bürgerlicher Weltdeutungsmuster auf Theorie und Praxis der sozialdemokratischen und kommunistischen Bewegung im letzten Drittel des 19. und im ersten des 20. Jahrhunderts beschrieben werden. Zetkins langes aktives politisches Leben, das vom Sozialistengesetz 1878 bis zur Verfolgung der Kommunisten 1933 reicht, reflektiert auf vielfältige Weise die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und mit dieser die Geschichte der deutschen Gesellschaft des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.