Bochumer Historikerpreis

Preisträger 2014: Marcel van der Linden

Marcel van der Linden ist der 5. Träger des Bochumer Historikerpreises. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis würdigt das beeindruckende bisherige Lebenswerk des 62-jährigen niederländischen Historikers und Sozialwissenschaftlers.

„Marcel van der Linden ist der zweifellos bedeutendste und einflussreichste Vertreter einer sich globalen Perspektiven öffnenden Geschichte der Arbeit und der Arbeiterbewegung“, erläuterte Prof. Stefan Berger, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets die Entscheidung für den niederländischen Weltbürger. Gerade in einer Phase, als viel von der Krise der Arbeiterbewegungsgeschichte die Rede war, habe van der Linden ihr mit der konzeptionellen Weitung zur Global Labor History neue Impulse verliehen und zu neuer globaler Blüte verholfen.

„Marcel van der Linden hat die Global Labor History nicht nur als Wissenschaftler intellektuell und konzeptionell entscheidend befruchtet, sondern hat auch als Wissenschaftsorganisator die institutionelle Basis für eine global stark vernetzte Geschichte der Arbeit und der Arbeiterbewegung gelegt, die im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Relevanz und Anziehungskraft verloren hat“, heißt es in der Begründung der Stifter. Auch persönlich hat sich der 1952 in eine bürgerlich konservative deutsch-niederländische Familie hineingeborene und in der Provinz Limburg aufgewachsene van der Linden früh in der linkssozialistischen Arbeiterbewegung engagiert. Schon das Engagement des jungen Studenten der Astrophysik, der im zweiten Studienjahr an die Sozialwissenschaftliche Fakultät wechselte, in der niederländischen Studentenbewegung und der neuen Linken war von einer kritischen und undogmatischen Aneignung und Auseinandersetzung mit dem Marxismus und seinen Strömungen geprägt. Nach einer Tätigkeit als Lehrer sollte 1983 der Wechsel an das renommierte Amsterdamer Internationale Institut für Sozialgeschichte (IISG) als Mitarbeiter für die International Review of Social History die Weichen für eine beeindruckende Wissenschaftlerkarriere. Von 2001 bis 2014 war Marcel van der Linden Forschungsdirektor des IISG, bereits seit 1997 nimmt er eine Professur für die Geschichte sozialer Bewegungen an der Universität Amsterdam wahr.

Mit Zuerkennung des 5. Bochumer Historikerpreises an Marcel van der Linden setzen die Stifter ein bewusstes Zeichen für das Potenzial der manchmal schon totgesagten Arbeiter- und Arbeiterbewegungsgeschichte innerhalb einer Global History. Die Weite von Marcel van der Lindens Blick auf die Global Labor History zeigt am besten sein 2008 erschienener Band Workers of the World. Essays toward a Global Labor History. Seine theoretischen Impulse werden in dem zuletzt 2007 aufgelegten Buch Western Marxism and the Soviet Union. A Survey of Critical Theories and Debates since 1917 deutlich. Von Marcel van der Lindens überragender Rolle für die stabile Netzwerkbildung der Global Labor History zeugen unzählige führende Mitgliedschaften in internationalen Gremien, Komitees und Beiräten, nicht zuletzt seine Präsidentschaft in der International Social History Association.

Bildunterzeile: Marcel van der Linden mit der NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze
Foto: Thea Struchtemeier / Presse HGR