WAZ, 31.01.2008

Bochum könnte die "Stadt des Worts" sein

Von Werner Streletz

Bochum. Die Küppersmühle und das Lehmbruck-Museum in Duisburg, Folkwang in Essen und das "U" in Dortmund. Die Anstrengungen, diese Einrichtungen für die Kulturhauptstadt fit zu machen, sind in den Medien präsent. Es war sogar zu lesen, mit dieser Aufzählung sei die Kulturachse des Ruhrgebiets komplett. Wo bleibt Bochum?

"Ohne Zweifel können wir mit dem Rangplatz in der öffentlichen Wahrnehmung nicht zufrieden sein", bedauert Heinz-Dieter Fleskes, Bochums SPD-Fraktionschef und Vorsitzender des Kulturausschusses. Das sei um so schmerzlicher, als Bochum "seinerzeit die Bannerträgerschaft nur um Haaresbreite" verfehlt habe. Das Dilemma liege darin, dass der bis dahin in vorderer Reihe agierende Kulturdezernent Hans-Georg Küppers nach München gegangen sei, und Nachfolger Michael Townsend deshalb "nur durch die Seitentür" in das Projekt einsteigen konnte. "Diese Pause in der Beteiligung an den Planungen hat uns nicht gut getan", so Fleskes. "Uns läuft die Zeit davon."

Zwar werde trotz aktueller Finanzierungsschwierigkeiten die Bochumer Symphonie gebaut ("Alles andere wäre ein Hohn") und das Museum erhalte eine Renovierung. Auch mit dem von Jochen Gerz gestalteten "Platz des europäischen Versprechens", den Fleskes allerdings nicht "als überregional ausstrahlend" bezeichnet, wolle Bochum bei 2010 punkten. Obwohl Fleskes keinem ausgeprägten Lokalpatriotismus huldigt, fehlt ihm für Bochum das Alleinstellungsmerkmal im Kulturhauptstadtjahr. Eine Idee: Mit dem Schauspielhaus versteht sich Bochum als Stadt des Sprechtheaters, mit einem Buch im Wappen als Hort des literarischen Worts. Fleskes gibt zu bedenken, ob sich Bochum mit einem Schwerpunkt nicht dieser Sparte widmen sollte: als "Stadt des Worts".

Eine Diskussion im Bochumer Haus der Geschichte des Ruhrgebiets schlug den Bogen von der Kommune in die Region: Über das Revier als Stadt der Kulturen sprachen Bundestagspräsident Norbert Lammert und Asli Sevindim , Direktorin von "Ruhr 2010". Nach ihrer Ansicht mangelt es dem Revier an einem "kulturellen Flair", wie man es in anderen Metropolen finde. Sie schlägt vor, dass sich 2010 hochkarätige Kultur auf der Straße abspielen sollte, mit Lesungen und Konzerten: "Und mit Überraschungseffekt." Wie Sevindim möchte auch Lammert das Thema Migration in den Vordergrund stellen. Und er erinnerte daran, "dass die Montanindustrie prägend für das Selbstverständnis" im Ruhrgebiet sei. Besonders, "seit es sie nicht mehr gibt". Heinz-Dieter Fleskes (SPD), der Vorsitzende des Bochumer Kulturausschusses. Foto: WAZ, Otto


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