WAZ, 19.10.2006, Mantel

Gemeinsam Berge versetzen

Wissenschaftsforum Ruhr will Kooperation der Institute verstärken und Kontakte zur Wirtschaft ausbauen. 24 Forschungseinrichtungen präsentieren sich in Dortmund

Von Ulrich Horn

Dortmund. Prof. Dietrich Grönemeyer gibt den Takt vor. Der Chef des Bochumer Instituts für Mikrotherapie und Vorstandsvorsitzende des Wissenschaftsforums Ruhr fordert die Forscher im Ruhrgebiet auf, ihre Institute miteinander zu vernetzen, "um gemeinsam Berge zu versetzen". Das Ruhrgebiet habe zwar "eine sehr dichte Hochschullandschaft". Wahrgenommen werde dies jedoch kaum, klagt Grönemeyer. Das soll sich ändern. "Wir brechen jetzt auf." Der erste Schritt ist getan. 24 außeruniversitäre Forschungsinstitute des Ruhrgebiets haben sich zusammengeschlossen. Am Mittwoch präsentierte es sich auf einer Wissenschaftsmesse in der ehemaligen Waschkaue der Dortmunder Zeche Adolph von Hansemann. Die Erwartungen, die sich mit dem Zusammenschluss der Institute verbinden, brachte Dortmunds Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer auf den Punkt. "Was früher die Kohle war, sind heute unsere Universitäten und wissenschaftlichen Institute. Sie geben dem Ruhrgebiet Zukunftshoffnung." Das Wissenschaftsforum will nicht nur die Kooperation zwischen den Instituten verbessern. Auch die Verbindungen zur Wirtschaft sollen intensiviert werden. "Wissenschaft und Wirtschaft können enorme Treibsätze sein, wenn sie sich gegenseitig beflügeln", meinte Udo Dolezych, Präsident der IHK zu Dortmund. Es sei dringend geboten, "die hellen Köpfe im Ruhrgebiet zur Zusammenarbeit zu bewegen". "Das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft". Auch das soll sich ändern. Rund zwei Dutzend außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zögern bisher noch, dem Wissenschaftsforum Ruhr beizutreten. Das Forum will in den nächsten Wochen intensiv um die Zaudernden werben. Die Kooperation mit Universitätsinstituten soll verstärkt werden. Zudem gibt es Bemühungen, Kontakte zu den Forsachungseinrichtungen der Ruhrgebietsunternehmen anzubahnen, bestätigte der Direktor der Sozialforschungsstelle Dortmund, Prof. Jürgen Howaldt, der wie Grönemeyer Vorstandschef des Wissenschaftsforums ist. Bernhard Lagemann vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforwschung (RWI) drängte, die Distanz zwischen den Universitäten und der Wirtschaft müsse rasch geschlossen werden. Die Ruhrwirtschaft müsse ihre Forwaschungsbemühungen verstärken. "Die Forschungsintesität der Ruhrwirtschaft liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt."


zit. nach: WAZ v. 19.10.2006.