Folio online, Online-Magazin des RAG-Konzerns, 04.04.2005

Licht auf ein dunkles Kapitel

Zu den dunklen Kapiteln der deutschen Geschichte gehört auch der Einsatz von Zwangsarbeitern während der beiden Weltkriege. Bochumer Historiker legten nun die Hauptresultate ihrer Forschung über Zwangsarbeit im Bergbau in zwei dicken Bänden vor.
Soeben ist ein zweibändiges Werk zum Thema „Zwangsarbeit im Bergwerk“ erschienen. Die beiden von Prof. Dr. Klaus Tenfelde und Dr. Hans-Christoph Seidel herausgegebenen Bände basieren auf einer mehrjährigen Forschungsarbeit von Historikern der Ruhr-Universität Bochum, gefördert durch die RAG und die Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets. Im Bochumer „Haus der Geschichte des Ruhrgebiets“ wurden die Bände unlängst der Presse vorgestellt.

Der massenhafte Einsatz von Kriegsgefangenen und deportierten Zivilisten als Zwangsarbeiter in Bergbau, Industrie und Landwirtschaft gehört zu den dunklen Kapiteln der deutschen Geschichte. Allein im deutschen Steinkohlenbergbau waren Ende 1943 rund 220.000 Zwangsarbeiter aus dem Osten eingesetzt. Im Sommer erreichte der Anteil der ausländischen Zwangsarbeiter an den Belegschaften etwa 40 Prozent.

Band 1 behandelt in 18 Beiträgen die Arbeitsverhältnisse in den deutschen und den besetzten Kohlenrevieren in Polen, Frankreich, Belgien, Holland und der Ukraine sowie im slowenischen Braunkohlenbergbau. Band 2 enthält über 400 wissenschaftlich kommentierte Dokumente aus in- und ausländischen Archiven. In den nächsten Jahren sollen acht weitere Bände zur Zwangsarbeit im Bergbau folgen.

Für den RAG-Vorstandsvorsitzenden Dr. Werner Müller ist die Untersuchung nicht nur von hohem wissenschaftlichen und historischen Wert für den Kohlenbergbau, sondern auch „von Bedeutung für unsere Gesellschaft, indem sie uns auffordert, sich mit diesem schlimmen Kapitel deutscher Geschichte auseinanderzusetzen“. Dr. Wilhelm Beermann, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets und über viele Jahre in verantwortlichen Positionen des Bergbaus tätig, empfindet die Studie als „historisch ebenso beeindruckend wie persönlich berührend.

Jeder der beiden im Essener Klartext-Verlag erschienenen Bände „Zwangsarbeit im Bergwerk“ kostet 45 Euro. Beide Bände mit insgesamt über 1600 Seiten sind auch zusammen in einem Schuber für 79,90 Euro erhältlich, ISBN 3-89861-454-9. RS


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