WAZ, 23.11.1999, Kultur:

500 000 Bücher spiegeln das Ruhrgebiet

Das Bochumer Universitäts-Institut für soziale
Bewegungen bekommt eine neue Heimstatt

Als einen Hort für das historische und
kulturelle Erbe einer ganzen Region stellte
sich gestern die Bochumer Bibliothek des
Ruhrgebietes vor. Mit ihren über 500 000
Büchern versteht sie sich als eine der größten
Fachbibliotheken in Deutschland.

Damit wird eine neue Qualität des
Nachdenkens über das Revier geschaffen, freut
sich Prof. Dr. Klaus Tenfelde, Vorsitzender
des Vorstandes der Stiftung Bibliothek des
Ruhrgebietes. Tenfelde, der mit seinem
Ruhr-Universitäts-Institut für soziale
Bewegungen in das ehemalige Gebäude des
Berg-Verlages der IG Bergbau gezogen ist,
begrüßt, dass jetzt die Hochschule einen
Brückenkopf mitten in der Stadt habe.

Die Stiftung fasst drei Bibliotheken unter
einem Dach zusammen. Das sind die
Bergbau-Bücherei, die Bände der frühe-ren IG
Bergbau und Energie sowie die Werke des
Institutes für soziale Bewegungen. Zu den
Beständen gehört etwa das zum nationalen
Kulturerbe zählende Buch Georg Agricolas De Re
Metallica von 1556. Von diesem grundlegenden
Werk zur Metallkunde sind weltweit nur fünf
Exemplare erhalten.

Als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung
sagte der stellvertretende
Vorstandsvorsitzende der Ruhrkohle AG, Wilhelm
Beermann: Damit ist zusammengewachsen, was
zusammen gehört. Diese Bibliothek ist wahrlich
ein Schatz des Reviers. Zu den Stiftern, die
ein Kapital von über 10,6 Mio Mark eingebracht
haben, zählen neben der Ruhrkohle unter
anderem der Gesamtverband des deutschen
Steinkohlebergbaus, die Ruhr-Universität, die
Stadt Bochum und die IG Bergbau, Chemie,
Energie. Das Land NRW unterstützte Umbau und
Ausstattung der Bibliothek mit sieben Mio Mark.

Zentrumsnah zwischen Schauspielhaus und der
Kneipenmeile Bermudadreieck gelegen, versteht
sich die Bibliothek nicht nur als zentrale
Forschungseinrichtung, sondern möchte Raum
bieten für die Weiterbildung an der Geschichte
des Reviers interessierter Menschen.

Mit dem Kongress zum Strukturwandel des
Reviers und dem 9. Internationalen
Bergmannstag sind für nächstes Jahr bereits
zwei hochkarätige Veranstaltungen vorgesehen.
Die Bibliothek des Ruhrgebietes wird am
kommenden Freitag von Ministerpräsident
Wolfgang Clement eröffnet. Michael Weeke


zit. nach:
http://archiv.waz.de/main_mappe2.asp?file=13&docid=00109275&verid=001