Aufstieg, Krise und Niedergang der Gemeinwirtschaft in Deutschland,

Dr. Jürgen Mittag
12.00 - 14.00 Uhr, Montags

Mit Gemeinwirtschaft wird eine Gesellschafts- und Wirtschaftsform bezeichnet, die nicht primär auf Gewinnmaximierung, sondern auf das Wohl einer übergeordneten Gesamtheit, das Gemeinwohl, ausgerichtet ist. In Deutschland wurden seit den 1920er Jahren v.a. von Gewerkschaften gemeinwirtschaftliche Unternehmen gegründet. Zu den großen Unternehmen der Gemeinwirtschaft, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in gewerkschaftlicher Hand befanden, zählen u.a. die Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat, welche zeitweilig der größte Bauträger und zugleich der größte Vermieter von Wohnungen in der Bundesrepublik war, das Handelsunternehmen co op AG, als Zusammenschluss zahlreicher westdeutscher Konsumgenossenschaften, oder das Versicherungsunternehmen Volksfürsorge.
In den 1980er Jahren gerieten die gemeinwirtschaftlichen Unternehmen in eine Existenz bedrohende Krise. Skandale und wachsende wirtschaftliche Konkurrenz führten schließlich dazu, dass sich die Gewerkschaften von der Idee der Gemeinwirtschaft weitgehend verabschieden mussten. Im Rahmen des Seminars werden Stationen des Aufstiegs, der Krise und des Niedergang der Gemeinwirtschaft in Deutschland anhand konkreter Beispiele untersucht und analysiert.

Sprachnachweise können erbracht werden in: Französisch und Englisch.

Einführende Lektüre:

  • Kramper, Peter: Neue Heimat. Unternehmenspolitik und Unternehmensentwicklung im gewerkschaftlichen Wohnungs- und Städtebau 1950-1982, Stuttgart 2008.
  • Mersmann, Arno/Novy, Klaus: Gewerkschaften, Genossenschaften, Gemeinwirtschaft. Hat eine Ökonomie der Solidarität eine Chance?, Köln 1991.
  • Novy, Klaus/Prinz, Michael: Illustrierte Geschichte der Gemeinwirtschaft. Wirtschaftliche Selbsthilfe in der Arbeiterbewegung von den Anfängen bis 1945, Berlin u.a. 1985.