Bestandsbeschreibung

Bestand Schaumberg, Wolfgang

Bestandsname

Schaumberg, Wolfgang

Bestandskürzel

OPEL

Provenienz

Schaumberg, Wolfgang

Bestandsbildner

Wolfgang Schaumberg ist ein deutscher Gewerkschafter und war Mitglied des Betriebsrats des Bochumer Werkes der Adam Opel AG.

Schaumberg, geboren 1943, studierte zwischen 1963 und 1968 zunächst Germanistik und evangelische Theologie, später auch Sozialwissenschaft erst in Marburg, ab 1966 in Bochum Hier legte er auch das Staatsexamen ab und arbeitete als Lehrer an Berufsschulen in Bochum und Gelsenkirchen. Während seines Studiums engagierte sich Schaumberg beim Sozialistischen Deutschen Studentenbund SDS. Ermutigt durch die Septemberstreiks 1969 versuchten Studierende des SDS, in verschiedenen Werken Betriebsgruppen zu organisieren, um die Arbeiter für weitgehende revolutionäre Aktionen zu gewinnen und zu organisieren. Im Zuge dieser Bewegung begann auch Wolfgang Schaumberg seine Tätigkeit bei der Adam Opel AG als Lagerarbeiter und trat in die Industriegewerkschaft Metall (IGM) ein. Politisch war er bei der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (KPD/ML) Zentralbüro/Rote Fahne organisiert.

1972 kandidierte Schaumberg zum ersten Mal für den Betriebsrat. Dem Entschluss zur Kandidatur waren die Aufgabe der als illusorisch erkannten politischen Ideen einer raschen Mobilisierung der Arbeiterschaft für revolutionäre Aktionen und die Entscheidung für den Verbleib bei Opel vorausgegangen. Allerdings gehörte Schauberg zu den Mitbegründern einer oppositionellen Liste für die Betriebsratswahlen, der Gruppe oppositioneller Gewerkschafter in der IG Metall (GoG). Aufgrund der Kandidatur auf einer oppositionellen Liste wurde Schaumberg 1973 aus der IG Metall ausgeschlossen, jedoch konnte die Liste auch in den Folgejahren bei den Betriebsratswahlen Erfolge erzielen. Mit Ausnahme der Jahre von 1984 bis 1987 war Schaumberg hauptsächlich als freigestelltes Mitglied des Betriebsrats tätig.

1973 löste sich auch die KPD/ML Zentralbüro/Rote Fahne auf. 1993 erreichte Schaumberg die Wiederaufnahme in die IG Metall unter der Bedingung, nicht mehr als Gruppe oppositioneller Gewerkschaften aufzutreten. Die GoG benannte sich daher in Standort-Gruppe um. Seit dem Jahr 2000 heißt die Gruppe Gegenwehr ohne Grenzen (GoG). Im gleichen Jahr beendete Schaumberg seine Tätigkeit bei Opel, blieb jedoch in der GoG aktiv.

Da die Adam Opel AG seit 1929 Teil des international agierenden Konzerns General Motors (GM) war (bis 2017) und die Belegschaften die Erfahrung machen mussten, dass die verschiedenen, zum Konzern gehörigen Werke und Belegschaften gegeneinander ausgespielt wurden, engagierte sich Schaumberg gemeinsam mit anderen auch international. Er ist seit 1981 in der internationalen Basis-Vernetzung mit Hilfe von Transnationals Information Exchange (T.I.E.) aktiv. Er nahm an General Motors- und Automobilarbeiter-Konferenzen in Amsterdam, Manchester und Sao Paulo teil. Er war Mitorganisator von Bildungsurlaubswochen mit Kolleginnen und Kollegen von Opel in Liverpool, Zaragoza, Warschau, Gliwice und einem gegenseitigen Besuchsprogramm mit den Philippinen 1987. Zahlreiche weitere Auslandsaufenthalte mit Gewerkschaftskontakten folgten, so in Nicaragua 1981, später in Kanada und den USA, mit zweimaliger Teilnahme an der Labornotes-Konferenz in Detroit, Mexiko etc. Von 1994-1998 war Schaumberg Mitherausgeber des "Info International" der Arbeitsgruppe für internationale Belegschaftskontakte. 1996 Veröffentlichung der GM-Analyse "General Motors - ´Wir sind keine Wohlfahrtseinrichtung`". Schaumberg ist weiter aktiv in der Sozialforen-Bewegung in Bochum ebenso wie international (Europäisches Sozialforum in Paris, Weltsozialforum 2003 in Porto Alegre, Brasilien, 2004 in Mumbai, Indien), in der express-Redaktion und bei Labournet e.V.

2004 gehörte er zu den Mitbegründern des "Forums Arbeitswelten Deutschland und China" in Reaktion auf die Zunahme von Investitionen multinationaler Konzerne in der Volksrepublik.

2019 erschien ein Dokumentarfilm "Luft zum Atmen. 40 Jahre Opposition bei Opel in Bochum", der großes Interesse fand. Es folgten zahlreiche Einladungen zu Vorführungen des Films im In- und Ausland.

Wolfgang Schaumberg ist Autor mehrerer Aufsätze. Mehrere sind bei www.labournet.de oder https://express-afp.info einsehbar.

Überlieferungsgeschichte

Bei dem vorhandenen Bestand handelt es sich um Akten und Sammlungen, die von Wolfgang Schaumberg aufgrund seines politischen und gewerkschaftlichen Engagements und seiner Tätigkeit bei der Adam Opel AG zusammengestellt wurden. Die Ordner wurden in mehreren Tranchen dem Archiv von Wolfgang Schaumberg übergeben. Eine Dokumentation der älteren Übernahmen liegt nicht vor, jedoch eine von Schaumberg selbst erstellte Liste des abgegebenen Materials, die teils mit den Daten der Übergabe versehen ist.

Einige der Publikationen aus dem Bestand finden sich in digitalisierter Form auch auf https://www.mao-projekt.de/

Überlieferungssituation

Der vorliegende Bestand ist kein umfassender Vorlass, sondern betrifft nur bestimmte Lebensbereiche des Bestandsbildners (soziales, gewerkschaftliches und politisches Engagement, Tätigkeit als Betriebsrat bei der Adam Opel AG).

Der Bestand ist mit Stand 03.2020 noch nicht abgeschlossen.

Inhalt

Kern der Überlieferung sind die von Wolfgang Schaumberg selbst handschriftlich angefertigten Protokolle von Belegschaftsversammlungen und Betriebsratssitzungen im Bochumer Werk der Adam Opel AG. Um diesen Kern herum gruppieren sich Unterlagen aus der Arbeit der GoG, zur Auseinandersetzung mit der IG Metall, zur KPD/ML sowie zu den weiteren Organisationen, in denen Schaumberg aktiv war. Angereichert wird der Bestand durch gesammeltes Material, z.B. von am Werkstor verteilten Flugblättern, von Druckschriften anderer im Werk tätigen Organisationen. Hinzu kommen Druckschriften zur eigenen Information über z.B. auswärtige Gewerkschaftsorganisationen, zur Konzernpolitik und zur internationalen Wirtschaft und der Schriftwechsel von Wolfgang Schaumberg mit anderen, oft ausländischen Gewerkschaftern.

Gesamtlaufzeit


1969 - 2007

Umfang

2.608 Verzeichnungseinheiten, ca. 19 lfm mit Stand März 2020

Sprache

überwiegend deutsch

Erschließungszustand

vorläufig erschlossen

Ordnungsgrundsätze

Der derzeitigen Erschließung liegen keine ordnenden Maßnahmen zugrunde.

Zugänglichkeit

Der Bestand ist frei zugänglich. Personennamen aus den Archivalien dürfen erst nach Ablauf von 40 Jahren nach Entstehung der Unterlagen namentlich zitiert werden (§5 Schenkungsvertrag). Entsprechend sind Kopien und Digitalisate der Unterlagen verboten. Das Archiv ist über eine Zitierung von Unterlagen aus dem Bestand in Publikationen zeitnah zu informieren, damit es den Bestandsbildner darüber in Kenntnis setzen kann.

Informationen die nach §79 Betriebsverfassungsgesetz geheim zu halten sind, unterliegen der Sperre.

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