UNSETTLING REMEMBERING AND SOCIAL COHESION IN TRANSNATIONAL EUROPE (UNREST)

Ausstellungswebsite Ruhrmuseum

Das Projekt Unsettling Remembering and Social Cohesion in Transanational Europe (UNREST) befindet sich unter den Wettbewerbsgewinnern des Rahmenprogramms für Forschung und Innovation der Europäischen Union "Horizont 2020". Projektpartner sind das Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften (ZHF), die Ruhr-Universität Bochum, die Universität Bath (Großbritannien), die Universität Aarhus (Dänemark), der Spanische Wissenschaftsrat (CSIC), die Theatergruppe Micomicon (Spanien) und das Ruhrmuseum in Essen.
Unser Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen einer "agonistischen", daher auf Dialog, Kontroverse und Multiperspektivität basierenden Gedächtniskultur, zu entwickeln. Dieses soll eine Alternative zu zwei anderen Modellen historischer Erzählung bilden: dem antagonistischem Narrativ (monologisch, basierend auf einer einseitigen, nationalen Geschichtsinterpretation, mit einer klaren Differenzierung zwischen Gut/wir und Böse/die anderen) – das in vielen Ländern Europas, insbesondere in Ost- und Mitteleuropa dominiert – und dem, zwar nur im Ansatz bestehendem, kosmopolitischen Narrativ (einer vereinheitlichten paneuropäischen Meistererzählung, fokussiert auf die Opfer und ihr Leiden).
Keines dieser beiden Modelle, weder das antagonistische, noch das kosmopolitische, scheint den Herausforderungen eines Zusammenwachsenden Europas gewachsen zu sein. Die Ausarbeitung einer "agonistischen" Perspektive würde dem Bedürfnis entgegenkommen, eine neue transnationale Gedächtniskultur zu schaffen, oder besser gesagt zu verhandeln, die einen Dialog zwischen den nationalen Erinnerungskulturen zulassen und eine Konfrontation verschiedener oft widerstreitender Geschichtsbilder erlauben würde.

Das Projekt besteht aus fünf inhaltlichen Arbeitspaketen:

  • AP2: Theorie und Methode
  • Fallstudien: AP3: Massengräber und Exhumierungen, AP4: Kriegsmuseen
  • Implementierung: AP5: Kommunikation und Schulungen, AP6: Produktentwicklung (Ausstellung, Theateraufführung)

Im Rahmen des vom ZHF koordinierten Arbeitspaketes 4 sollen fünf ausgewählte Museen des Ersten und Zweiten Weltkrieges aus verschiedenen Ländern Europas analysiert werden. Dadurch versuchen wir, die Stärken und Schwächen eines kosmopolitischen Ansatzes in historischen Museen zu erfassen und die Möglichkeiten, die ein agonistischer Ansatz bietet, zu testen. Folgende Museen sollen dabei untersucht werden:

  • Historial de la Grande Guerre, Péronne/Frankreich
  • Kobarid Museum /Slowenien
  • Oskar Schindlers Emaille Fabrik, Historisches Museum der Stadt Krakau/Polen
  • Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst/Deutschland
  • Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden/Deutschland

Der Analyse der obengenannten historischen Ausstellungen wird eine Archiv- und Presserecherche vorausgehen. Ziel dieser Recherche ist es, die Genese dieser Institutionen und die um sie geführten Debatten zu rekonstruieren, sowie einen breiteren erinnerungspolitischen Kontext ihrer Entstehung aufzuzeichnen. Dem gleichen Zweck sollen auch die Interviews dienen, die wir mit den Museumsdirektoren und Ausstellungskuratoren, wie auch mit anderen Personen, u.a. Politikern und Mitgliedern der Wissenschaftlichen Beiräte und Trägervereine führen werden, die eine entscheidende Rolle im Prozess der Entstehen und Gestaltung dieser Einrichtungen gespielt haben. Auch wollen wir die Ausstellungsmacher nach ihren Voraussetzungen und Intentionen fragen und nach den Herausforderungen, denen sie sich während ihrer Arbeit stellen mussten. Im nächsten Schritt werden wir eine detaillierte Analyse der Ausstellungsnarrative und der Weise, in der sie vermittelt werden, durchführen. Im Rahmen des Projektes sind auch gemeinsame Studienfahrten aller beteiligten Forscher zu den analysierten Museen vorgesehen. Dies ermöglicht uns, die Ausstellungen gemeinsam zu besichtigen und so die aus dem unterschiedlichem wissenschaftlichem und nationalem Hintergrund der Projektteilnehmer resultierenden Meinungsunterschiede auszudiskutieren. Darüber hinaus werden in jedem Museum etwa 20 Besucherinterviews geführt, die es uns erlauben werden, die Intentionen der Museumsmacher und unsere eigenen Interpretationen der Ausstellungen mit den Erwartungen und der Wahrnehmung der Museumsbesucher zu konfrontieren.
Krönung des Projektes wird ein Workshop mit Vertretern der analysierten Museen sowie anderen Experten im Bereich Museums- und Erinnerungsforschung sein. Im Rahmen des Workshops werden die Ergebnisse unserer Untersuchung präsentiert und besprochen. Ein weiteres Resultat dieses Arbeitspaketes wird auch eine Reihe wissenschaftlicher Publikationen, sowie ein Abschlussbericht sein. Das Projekt startet Anfang April 2016 und soll bis März 2019 (AP 4 – bis März 2018) laufen.

Für Fragen oder weitere Informationen wenden Sie sich bitte an
Dr. Cristian Cercel.