Seminar im zweiten Studienjahr: Die KPD in der Weimarer Republik

Dr. Ralf Hoffrogge, Dr. Marcel Bois

Veranstaltungs-Nr. 270021
Ort GABF 04/714
Beginn 23.10.2015

Als zweitgrößte Arbeiterpartei neben der Sozialdemokratie war die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) mit ihren zeitweilig über 300.000 Mitgliedern nicht nur ein gewichtiger Faktor in der Weimarer Republik, sondern auch Teil einer lebendigen, oft parteiübergreifenden Gegenkultur im Arbeitermillieu. Die KPD gab Dutzende Zeitungen und Zeitschriften heraus, gründete Arbeiterchöre, -sportvereine und Theatergruppen, war einflussreich in den Gewerkschaften und entsandte Hunderte Abgeordnete in Parlamente vom Gemeinderat bis zum Reichstag. Trotz dieser Verankerung galt sie vielen wegen ihrer Bindung an die Sowjetunion als „Fremdkörper“ im politischen Leben der Weimarer Republik. Dieser Vorwurf prägte auch die Historiographie: War die KPD eine demokratische Partei, die
in einem Prozess der „Stalinisierung“ seit Mitte der 1920er Jahre Demokratie und Eigenständigkeit aufgab – oder war sie von Beginn an ein autoritäres Projekt?
Mit dem Zusammenbruch des „Ostblocks“ ermöglichte die Öffnung bislang verschlossener Archive eine erneute Beschäftigung mit dem Kommunismus als soziale Bewegung. Der daraus resultierende „neue Boom“ in der historischen Kommunismusforschung soll im Seminar diskutiert werden: Im Mittelpunkt der neueren Forschung stehen Konflikte, Akteure und Aktionsfelder der ehemals größten kommunistischen Partei außerhalb der Sowjetunion. Auch neue methodische Ansätze wurden für die
KPD-Forschung fruchtbar gemacht, beispielsweise die Sozialgeschichte oder Geschlechtergeschichte. Ausgehend von der Kontroverse über Hermann Webers Konzept der „Stalinisierung“ soll das Seminar sowohl die Ereignisgeschichte der KPD vermitteln und in den Kontext der Weimarer Republik einordnen, als auch einen Überblick über die neueren Forschungsdebatten liefern.

Einführende Lektüre:

  • Ossip K. Flechtheim: Die KPD in der Weimarer Republik, Offenbach 1948.
  • Hermann Weber: Die Wandlung des deutschen Kommunismus. Die Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1969.
  • Klaus - Michael Mallmann: Kommunisten in der Weimarer Republik. Sozialgeschichte einer revolutionären Bewe gung, Darmstadt 1996
  • Marcel Bois und Florian Wilde: Ein kleiner Boom. Entwicklungen und Tendenzen der KPD - Forschung seit 1989/90, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2010, S. 309 - 322.