Forschungsprojekt

Zur Entwicklung der Mitbestimmung in der westdeutschen Automobilindustrie vom Ende des zweiten Weltkrieges bis zur Wiedervereinigung

(ABGESCHLOSSEN)

Das von der Hans-Böckler-Stiftung von 2012-2014 geförderte Projekt zielte auf eine Untersuchung der Mitbestimmungsentwicklung in der westdeutschen Automobilindustrie vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Wiedervereinigung in ihren verschiedenen Phasen, Dimensionen und Auswirkungen. Dabei sollten nicht nur deren historischer Wandel, sondern auch das Allgemeine und Besondere der Automobilbranche im Hinblick auf die Gestaltung und Strukturen der industriellen Beziehungen und der Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in einem breiteren gesellschaftsgeschichtlichen Kontext herausgearbeitet werden. Im Vordergrund standen somit die Reaktionsweisen der Mitbestimmungsträger bzw. der Gewerkschaften auf die Transformationen der Arbeitswelt und der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, wie sie besonders markant in der Automobilherstellung zum Ausdruck kamen.
Die Automobilindustrie gehört zu den Schlüsselindustrien Deutschlands. Ihre trotz temporärer Krisen im Großen und Ganzen erfolgreiche Entwicklung hängt nicht zuletzt mit besonderen Formen der Regelung von Interessengegensätzen und -konflikten zusammen, die im Rahmen der Mitbestimmung etabliert wurden. Angesichts der fortschreitenden Transnationalisierung und Europäisierung steht die Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor der Herausforderung, die Grundprinzipien der Mitbestimmung und Partizipation aufrechtzuerhalten und zugleich das Beschäftigungsniveau zu sichern. Dabei kann sie sich auf historische Traditionen und Erfahrungen stützen, die im 20. Jahrhundert die Mitbestimmungspraxis in der Automobilindustrie geprägt haben, und auf dieser Grundlage neue Handlungsstrategien für das 21. Jahrhundert entwickeln.
Das Projekt verfolgte drei umfassende Fragestellungen: Periodisierung der Mitbestimmungsentwicklung in der Automobilindustrie; Typologisierung der Mitbestimmungskulturen und -praxis; Analyse der Rolle der Gewerkschaften in Mitbestimmungsstrukturen und -prozessen. Vorliegende empirische Studien und Überblicksdarstellungen wurden dabei systematisierend und einordnend in die Untersuchung einbezogen. Somit richtete sich das Projekt auf eine kritische Synthese der bisherigen Forschungsergebnisse. Ergänzend dazu sollten auch Archivüberlieferungen der IG Metall, das Schrifttum der Gewerkschaften und Betriebsräte sowie Werkszeitungen, Erfahrungsberichte und Erinnerungen ausgewertet werden. Als theoretisch-methodologischer Rahmen dienten dabei Ansätze aus dem Umfeld der Theorie der industriellen Beziehungen sowie in der Forschungsliteratur entwickelte Betriebsratstypologien.

Aus dem Projekt gingen folgende Publikationen hervor:

Owetschkin, Dimitrij: Vom Verteilen zum Gestalten. Geschichte der betrieblichen Mitbestimmung in der westdeutschen Automobilindustrie nach 1945, Bielefeld 2016.

Owetschkin, Dimitrij: Die Wandlungen der betrieblichen Mitbestimmung in der Automobilindustrie in den 1970er Jahren. Das Beispiel Opel Rüsselsheim, in: Knud Andresen u.a.(Hgg.): Der Betrieb als sozialer und politischer Ort. Studien zu Praktiken und Diskursen in den Arbeitswelten des 20. Jahrhunderts, Bonn 2015, S. 115-135.


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Dimitrij Owetschkin