Die Geschichte der Zeche Zollverein von ihrer Gründung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs


Die in den Jahren 1928 bis 1930 erbaute und nahezu vollständig erhaltene Zentralschachtanlage Zollverein 12 dominiert heute das Bild des Weltkulturerbes Zeche Zollverein und ist sichtbares Zeugnis technischer, kaufmännischer und architektonischer Spitzenleistung des Ruhrbergbaus. Die Zentralschachtanlage ordnete die betriebliche Organisation des Bergwerkes gänzlich neu und folgte dem Leitgedanken, die Leistungsfähigkeit der Unter- und Übertageanlagen durch Rationalisierung der betrieblichen Produktion zu erhöhen. Bei gleichzeitiger Senkung der Selbstkosten gelang es seit der Inbetriebnahme 1932, durch die Konzentration der Kohleförderung auf einen zentralen Förderschacht, eine Förderkapazität von 12 000 Tonnen aus 600 Meter Teufe täglich zu erzielen, wodurch die Zeche Zollverein zur leistungsfähigsten Schachtanlage ihrer Zeit wurde. Die Zeche Zollverein gehörte jedoch nicht erst seit der Erbauung des Zentralschachtes 12, sondern in allen Phasen ihrer Entwicklungsgeschichte zu den technisch und bergwirtschaftlich bedeutendsten Bergwerken des Ruhrreviers. Schon die Gründungsanlage dieser Steinkohlenzeche überzeugte durch die Verwendung modernster Architektur und Technik, die überhaupt erst den Steinkohlebergbau auf den Grubenfeldern der Zeche Zollverein ermöglichte.

Die Geschichte der Zeche Zollverein ist aufs Engste mit der Familie Haniel verbunden, welche die Geschäfte der Zeche von ihrer Gründung 1847 bis 1920 leitete. Die Entstehung der Zeche ist dabei insbesondere dem Pioniergeist von Franz Haniel zu verdanken. Ihm gelang es erstmals 1834 mit Hilfe der Dampfmaschine die mächtige Mergelschicht, die das Karbon im Essener Nordwesten überlagert, durch senkrecht niedergebrachte Tiefbauschächte zu durchteufen. Franz Haniel bewies, dass die Technik den endgültigen Übergang vom Stollen- zum Schachtbau ermöglichte und ebnete damit der Steinkohleförderung auf industrieller Grundlage den Weg.

1851 übertrug Franz Haniel die Geschäftsleitung an seinen Sohn Hugo Haniel, der, bis zu seinem Tode im Jahre 1894, Vorsitzender des Grubenvorstandes der Zeche Zollverein war und die Zeche zu einer der leistungsfähigsten Anlagen im Ruhrgebiet entwickelte. Unter seiner Leitung gelang es, die Förderung der Schachtanlage 1/2/8 von knapp 71.000 t Steinkohle im Jahre 1854 auf über 500.000 t im Jahre 1882 zu erhöhen. In der Folgezeit konnte durch die Förderung der Schachtanlage 4/5/11 (seit Nov. 1893) sowie der Schachtanlage 6/9 (seit Juni 1897) die Fördermenge auf über 2 Mio. t gesteigert werden, wodurch die Zeche Zollverein in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung eine Spitzenposition im Ruhrrevier einnahm und phasenweise sogar die größte Menge an Steinkohle von allen Zechen im Ruhrrevier förderte. Unter der Leitung von Hugo Haniel und dessen Sohn Franz wurde die Zeche Zollverein stetig erneuert und ausgebaut, so dass sie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges aus vier selbständig betriebenen Schachtanlagen bestand:

• Schachtanlage 1/2/8

• Schachtanlage 3/7/10

• Schachtanlage 4/5/11

• Schachtanlage 6/9

Die Zeche Zollverein setzte aber nicht nur Maßstäbe hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit, Technik und Architektur. Sie beeinflusste darüber hinaus in starkem Ausmaß die städtebauliche Entwicklung der Region (Katernberg, Stoppenberg, Schonnebeck) und wandelte einen Landstrich, der durch wenige Bauernschaften gekennzeichnet war, in industrialisierte Landgemeinden, deren Bild sich radikal veränderte und deren Infrastruktur weitgehend von der bergbaulichen Bevölkerung geprägte wurde. Durch die Errichtung und Finanzierung von Schulen, Kirchen, Marktplätzen, Arbeiter- und Beamtenhäuser sowie ganzer Zechensiedlungen prägte die Zeche Zollverein in hohem Maße auch die bauliche Gestaltung der Gemeinden seit den 1860er Jahren.

Untersuchungsziel der Dissertation ist die Darstellung der Geschichte der Zeche Zollverein von ihrer Gründung 1847 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges unter Berücksichtigung der Unternehmensgeschichte, der Sozialgeschichte der Arbeiterschaft, der Geschichte der Gemeinden Katernberg, Stoppenberg und Schonnebeck sowie der allgemeinen Entwicklung des Ruhrbergbaus.

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Gunnar Gawehn